Seehofer, sein Humor und die Ankerzentren – vom AZ zum KZ (Kommentar von Bianca Beer)

Seehofer, sein Humor und die Ankerzentren – vom AZ zum KZ (Kommentar von Bianca Beer)

Bei wem das Wort „Anker“ einen rettenden Hafen in stürmischer See suggeriert, bei dem ist der erste Plan der CSU-Strategen schon aufgegangen. Tatsächlich steht es für An(kunft), K(ommunale Verteilung), E(ntscheidung) und R(ückführung).
Um das R, den letzten Buchstaben, geht es eigentlich. Rückführung. Wir wollen diese Leute nicht. Der Antiabschiebindustrie und dem Asyltourismus muss schließlich endlich etwas entgegen gesetzt werden, und das kommt wie diese Begrifflichkeiten aus Bayern.
Der deutsche Innenminister hat die Lösung gefunden.
Und endlich findet er auch Unterstützung für seinen Masterplan der Vernunft, wie ihn der Bayernkurier nennt, und seinen Punkt 32.
Böse Zungen sprechen von Abschiebelagern, Massenlagern, Kasernierung, Gettos. Der Bayerische Ministerpräsident dagegen von
"Wir sind ein Vorbild für ganz Deutschland. Wir zeigen, wie es funktioniert, dann können es die anderen auch machen", so jedenfalls Ministerpräsident Söder. „Modell für Deutschland“, nennt er das, mit dem er auch zeigen will, dass der Rechtsstaat noch funktioniert und der funktioniert immer besser. Rechts sein ist in Mode.
Dazu braucht es auch eine rechte Bayerische Medienmaschinerie, die das Produkt Masterplan richtig anbieten. Nicht so einen linken Quertreiber wie Christoph Süß, sondern einen PR-, Entschuldigung, BR- Mann wie Achim Wendler, der in seinem Tagesthemenkommentar Ankerzentren richtig gut findet, nur dass Seehofer die tolle Sache nicht richtig verkaufen würde. Und alle Bedenken dagegen hält der Dr. der Philosophie für haltlos, denn er weiß schließlich, wer hier bleiben darf und wer nicht.
"Sie dürfen jederzeit mal raus". Das klingt wie Gassi gehen oder Füße vertreten. Und dann noch sein Schlussfazit: "Sie brächten die Asylpolitik voran".
Aber auch der Chef der Polizeigewerkschaft Rainer Wendt findet es Klasse. Endlich muss man die nicht mehr suchen, die abgeschoben werden sollen. Eingangsschleusen müssen noch her, Flüchtlinge müssen da nach Waffen und Drogen untersucht werden, so Wendt, denn das die meisten Kriminelle sind, ist ja hoffentlich allen klar, spätestens wenn die sich nicht an die dazugehörige Residenzpflicht, die übrigens aus dem 3. Reich stammt, halten. Dazu kommt, dass sich in Lagern mit 1.000 Flüchtlingen und mehr natürlich Frustration breit macht, die zu Gewalt führt auch gegen Polizeibeamte. Und damit kann man auch Skeptikern am deutlichsten klar machen, zeigen, was das für Barbaren sind, die sogar Abschiebungen von Mitinsassen verhindern wollen.
Nein, Flüchtlinge sollen sich hier nicht wohl fühlen, keine Perspektive haben. Das Signal soll bis in die Länder reichen, wo sie herkommen um auch gefälligst dort zu bleiben. Für diese Länder tun wir sowieso schon viel. Wir unterstützen Diktatoren, liefern Waffen, Bayern vorne weg, beuten aus, bis zum Geht nicht mehr. Wir tun was.
Deutschland gehört den Deutschen, Ungarn den Ungarn usw. Nur, was Orban, Netanjahu und Co. bereits durchsetzen, das traut man sich hier noch nicht ganz. Aber andere ziehen nach, Österreich, Italien. Innenminister Salvini will sie auch nicht mehr, und der Großteil der Italiener schließt sich ihm an, aufgehetzt attackieren, schießen sie inzwischen auf Menschen, die eine andere Hautfarbe haben, sogar auf ein 13 Monate altes Baby, und vergessen dabei, dass in den letzten 100 Jahren mehr als 25 Millionen Italiener das eigene Land verließen, wohl gemerkt auch aus der Not heraus als Wirtschaftsflüchtling, um auch in Deutschland zu arbeiten.
Aber man muss nur richtig hetzen um eine Mehrheit zu finden, und Menschen vergessen zu lassen, was menschlich ist.
Und Deutschland? Setzte sich schon vor Jahren dafür ein, dass Flüchtlinge in dem Land, in dem sie zuerst europäischen Boden betreten, registriert und abgefertigt werden. Tja, ganz schön schlau, denn mit dem Flugzeug kommen nur wenige.
Wir holen die, die wir brauchen, ob in den 60er Jahren oder jetzt, bezahlen die schlechter, für Jobs, die unsere Leute nicht mehr machen wollen. Ob Türken am Fließband, Rumänen auf dem Bau, Italiener in der Küche oder jetzt Pflegekräfte aus Polen. Menschen sind letztendlich doch nur Arbeitskräfte, Ware, die von Nutzen sein muss. Wenn man sie nicht mehr braucht, weg damit.
Wo kämen wir auch hin, wenn Menschen nicht nur an sich und ihresgleichen dächten, ihr Weltbild, die Rassenlehre vom Starken Besseren, der sich durchsetzt, geriete völlig ins Wanken. Wenigstens in diesem Punkt muss die Erde doch noch eine Scheibe bleiben dürfen. Wir sind jedenfalls gespannt, wer als nächstes dran ist, wenn die Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, weiter rückläufig ist.
Vor allem die rechten Parteien müssen dann ein neues Feindbild schaffen, um ihre einfältige und oder egoistische Klientel zu befriedigen.

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