Nachrichten aus Deutschland und der Welt von Aylin Dericioglu – Dezember 2016

Nachrichten aus Deutschland und der Welt von Aylin Dericioglu – Dezember 2016

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Flüchtlinge sind besser ausgebildet als gedacht, Flüchtlinge und Deutsche denken sehr ähnlich, Drei von fünf Sachsen halten Deutschland für "überfremdet", Jeder zehnte Beschäftigte trotz Arbeit von Armut bedroht, Entwicklungsminister Gerd Müller entschuldigt sich für rassistische Äußerung, Fremdschämen für Journalistenkollegen, US-Bürgermeisterin nach Beleidigung von Michelle Obama zurückgetreten, Empörung über "Heil Trump"-Rufe,
Van der Bellen zum zweiten Mal neuer Bundespräsident Österreichs,.
Das sind die Themen der 17. Nachrichtensendung.

Nachrichten aus Deutschland und der Welt - Dezember 2016
 

"Flüchtlinge sind besser ausgebildet als gedacht"
Bamf-Chef Weise der auch die Bundesagentur für Arbeit leitet, beruft sich dabei auf eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
50.000 Flüchtlinge haben zwischen September 2015 und Oktober 2015 einen Job gefunden. Sie seien besser qualifiziert als gedacht und sähen Demokratie und Frauenrechte positiver als vermutet, so der Bamf-Chef Weise.
Zugleich seien im selben Zeitraum rund 100.000 Schutzsuchende arbeitslos gemeldet gewesen, sagte Weise.

Flüchtlinge und Deutsche denken sehr ähnlich.
Einer Studie des Bundesamts für Migration und Flüchtling, des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge gibt es viele Geflüchtete mit einer guten oder sehr guten Schulbildung - und vergleichbar langen Schullaufbahnen wie in Deutschland. Auf der anderen Seite stehen allerdings viele Geflüchtete, die entweder gar keine Schule oder nur eine Grundschule besucht haben. Die Forscher sprechen von einer "starken Polarisation" der Allgemeinbildung von Flüchtlingen.
Mit 46 Prozent strebt fast die Hälfte der Befragten noch einen Schulabschluss in Deutschland an - darunter also auch viele, die bereits einen höheren oder mittleren Abschluss in ihrem Herkunftsland erlangt haben.
Eine ähnlich große Übereinstimmung zwischen Flüchtlingen und der alteingesessenen Bevölkerung in Deutschland gibt es, was die Einstellung zur Gleichberechtigung betrifft. Demnach stimmen mit 86 Prozent sogar mehr Flüchtlingen der Aussage zu, dass Arbeit die beste Möglichkeit für Frauen sei, unabhängig zu sein - selbst 85 Prozent der männlichen Flüchtlinge sehen das so, während dem unter den deutschen Männern nur 62 Prozent zustimmen. Dafür halten es mehr Flüchtlinge als Deutsche für problematisch, wenn Frauen mehr verdienen als ihre Partner

Rund 2300 Geflüchtete wurden ausführlich befragt, die seit 2013 nach Deutschland gekommen sind.

Drei von fünf Sachsen halten Deutschland für "überfremdet"
Rechte und rassistische Einstellungen sind in Sachsen weit verbreitet, zeigt eine neue Umfrage. Knapp 40 Prozent lehnen die Einwanderung von Muslimen generell ab.
Sachsen habe "ein Problem mit extrem rechtem Denken und mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit", hieß es in einer Stellungnahme. Sachsen zeige sich als "gespaltenes Land".
Insgesamt wurden vom 8. August bis 4. September dieses Jahres im Auftrag der sächsischen Staatskanzlei mehr als tausend Bürger befragt. Der dazu gebildete Beirat mit Vertretern des öffentlichen Lebens sprach von "alarmierenden" Ergebnissen. Sachsen habe "ein Problem mit extrem rechtem Denken und mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit". Sachsen zeige sich als "gespaltenes Land".
Mit einem Ausländeranteil von 2,8 Prozent liegt Sachsen an 5.letzter Stelle der 16 Bundesländer

Jeder zehnte Beschäftigte trotz Arbeit von Armut bedroht
Immer mehr Menschen droht die Armut - obwohl sie arbeiten und die Wirtschaft wächst. Laut der EU-Statistikbehörde Eurostat ist fast jeder zehnte Beschäftigte armutsgefährdet. Vor zehn Jahren waren es nur halb so viele.
Die Linken-Fraktionsvize Sabine Zimmermann forderte die darum die Erhöhung des Mindestlohns von derzeit 8,50 auf 12 Euro pro Stunde. Zudem müsse die Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit abgeschafft werden.

Entwicklungsminister Gerd Müller entschuldigt sich für rassistische Äußerung
Channel Welcome hat in seinen Nachrichten mehrfach den Entwicklungsminister wegen seiner besonnen Einschätzung. Doch nun vergriff er sich total:
"Alkohol, Suff, Drogen und Frauen": Vor allem dafür geben afrikanische Männer dem Entwicklungsminister Müller zufolge ihr Geld aus. Später entschuldigte er sich für die Aussage. Sie sei zu "undifferenziert" gewesen.

Fremdschämen für Journalistenkollegen
An Pegida und Co., die mit dumpfen Parolen um Aufmerksamkeit buhlen hat man sich längst gewöhnt, aber dass unsere Kollegen deren Geschmacklosigkeit noch unterbieten macht uns fassungslos: Die Bundespressekonferenz, die den jährlichen Bundespresseball ausrichtet, veröffentlicht in einem "Jahrbuch" der Journalisten-Vereinigung einen satirisch gemeinten Beitrag mit dem Titel "Schwimmkurs für Flüchtlinge".
Fiktive Autorin ist die "Bundesbade-Agentur". Unter anderem heißt es in dem Text: "Für uns ist es wichtig, Flüchtlingen das Schwimmen so beizubringen, dass sie sich im Wasser immer sicher fühlen."
Dann folgen verschiedene "Kursangebote", darunter "Baby-Flüchtlingsschwimmen" ("dient der motorischen, geistigen und sozialen Entwicklung des Flüchtlingskindes") und "Einzelunterricht für erwachsene Flüchtlinge ("Es ist nie zu spät, das richtige Schwimmen und die richtigen Techniken zu lernen, die ihren Fluchtstil optimieren").
So viel Geschmacklosigkeit ist uns in eineinhalb Jahren Channel Welcome noch nicht begegnet. Produziert von meist akademisch ausgebildeten Journalisten in Deutschland.
Nach Zählungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben in diesem Jahr bereits mehr als 4.200 Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Damit sind 2016 schon mehr Menschen auf der Flucht gestorben als in jedem der vorherigen Jahre.

Rassistische Äußerungen haben in den USA Hochkonjunktur
US-Bürgermeisterin nach Beleidigung von Michelle Obama zurückgetreten
Die ursprüngliche Nachricht war von der Chefin einer Entwicklungsorganisation in Clay nach dem Wahlsieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl verfasst worden: Es werde erfrischend sein, "eine stilvolle, attraktive, würdevolle First Lady" im Weißen Haus zu haben, schrieb Pamela Ramsey Taylor. Sie habe es satt, einen Affen in Stöckelschuhen zu sehen.
Die Bürgermeisterin von Clay im US-Bundesstaat West Virginia, Beverly Whaling, hatte den Betrag auf facebook mit den Worten kommentiert: "Du hast meinen Tag gerettet, Pam."

Aber es geht noch schlimmer:

Empörung über "Heil Trump"-Rufe
In Donald Trumps Wahlkampf spielte die ultrarechte "Alt Right"-Bewegung eine zentrale Rolle. Jetzt ist ein Video aufgetaucht, das die US-Nationalisten beim Feiern zeigt - mit Nazi-Rhetorik und Hitlergruß.
Richard Spencer, einer der Anführer der sogenannten „Nationalen Rechten“ spricht darin von der "Überlegenheit der weißen Rasse". Er würdigt Juden herab, attackiert die Medien unter der Verwendung des deutschen Begriffs Lügenpresse und schließt seine Rede mit dem Ausruf "Heil Trump! Heil unserem Volk! Sieg Heil!" (im Original: "Hail Trump, Hail our people, Hail victory"). Daraufhin reißen viele Zuschauer den rechten Arm zum Hitlergruß in die Höhe.

Dazu noch einige Zitate des resignierten US-Präsidenten Donald Trump

Ich bin der beste Präsident, den Gott je geschaffen hat.

(über einen kritischen Publizist, der im Rollstuhl sitzt sagt er)
„Von einem Kerl, der sich nicht mal eine Hose kaufen kann, muss ich mich nicht beschimpfen lassen.“

oder

„Ich werde eine große Mauer bauen – und niemand baut Mauern besser als ich, glauben Sie mir – und ich baue sie sehr kostengünstig. Ich werde eine große, große Mauer an unserer südlichen Grenze bauen und ich werde Mexiko für diese Mauer bezahlen lassen.“

„Häufig, wenn ich mit den Top-Frauen der Welt geschlafen habe, habe ich zu mir, einem Jungen aus Queens, gesagt: Kannst du glauben, was du hier bekommst?“ Und: „Ich bin ein wirklich kluger Mensch (…) Ich hab’s einfach sehr gut gemacht im Leben. Die Leute lieben mich. Jeder liebt mich.“

Solche Aussagen scheinen dem Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer zu imponieren:
"Mir gefällt, dass er die Menschen direkt anspricht und ihre Lebensrealität berücksichtigt. Nicht abstrakt, nicht verschwurbelt, sondern mit konkreten Antworten. Das finde ich gut". Das sagte Seehofer der "Passauer Neuen Presse", und lud ihn noch vor der Bundesregierung zu sich nach Bayern ein.

Übrigens, in einem Interview mit der Augsburger Zeitung sagte er, Seehofer, wörtlich:
Ohne die CSU gäbe es bis heute keine Grenzkontrollen und keine Verschärfung des Asylrechts. Zweitens sage ich den Wählern: Wir garantieren, wenn ihr euch für uns entscheidet, dass wir die Begrenzung durchsetzen. Wir werden nur dann in Berlin mitregieren, wenn das realisiert wird. Diese Garantie gebe ich für meine Partei ab....

Vielleicht können wir ihn in dieses Mal beim Wort nehmen.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble stellte dazu schon mal klar:
"Die Symboldebatte um eine Obergrenze braucht kein Mensch, und das Grundrecht auf Asyl kenne per Definition keine Obergrenze. In der Flüchtlingskrise hat Deutschland enorme Hilfsbereitschaft gezeigt. Noch auf Jahrzehnte wird man im Ausland mit uns die Bilder vom Münchener Hauptbahnhof verbinden, so Schäuble in einem Interview für die Bild am Sonntag.

Van der Bellen zum zweiten Mal neuer Bundespräsident Österreichs
Zum zweiten Mal in diesem Jahr gratuliert Channel Welcome dem ehemaligen Grünenchef Alexander van der Bellen zur Wahl des österreichischen Bundepräsidenten.
Auch Gratulation an die vielen Wähler, die sich zu einem europäischen, offenen und toleranten Österreich ohne Grenzen bekennen.

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